Die Hahner Chroniken Teil 1

In dieser Rubrik berichten wir über die verschiedenen Chroniken in Hahn und ihrer Entstehung

Vom Führen der Hahner Dorfchroniken

Viele Gerüchte, Vermutungen und Verdächtigungen gehen über den Verbleib der Ortschronik Hahn im Dorfe um. Keiner kann aber etwas genaues über den Verlust im Jahre 1945 sagen. Im Rahmen meiner Forschungen über Hahn, bekam ich Einsicht in 2 Akten aus dem Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 655 ,200  Nr. 151/152 (Führen von Chroniken).Aus diesen Akten konnte ich jetzt ungefähr den Ablauf und die Fortschreibung der Hahner Orts- u. Schulchronik , sowie auch die der Nachbarorte ermitteln.

Die Grundlage zum Führen einer Dorf- u. Schulchronik war eine Verfügung der Regierung vom 22.08.1894 . Abgedruckt im Röhricht: Bestimmungen betr. der Volks- und Mittleren Schulen im Reg-Bez Koblenz Seite 219.

 Hiernach waren die Lehrer verpflichtet, in der Schulchronik auch die wichtigsten Ereignisse aus dem Gemeindeleben aufzuschreiben. In der Verfügung wird eine Zweiteilung der Chronik nahegelegt und empfohlen, die Schul -u. Dorfchronik gesondert zu behandeln, jedoch in einem Buch.

Auf diese Weisung hin wurde um 1900 die Hahner Schulchronik von Lehrer Kalter begonnen. In zwei Abschnitten wird zu Beginn über die Geschichte des Dorfes und der Schule geschrieben.

 In den folgenden Jahrzehnten wird die Schulchronik von den Lehrern fortgeschrieben. Das keine eigenständige Dorfchronik geführt wurde kann anhand der folgenden Akten von 1930, in den o. a. Dokumenten, jedoch angenommen werden.

 Zwischen dem Landrat, dem Bürgermeister Weis in Büchenbeuren und dem Schulrat kam es 1930 zu Unstimmigkeiten in Bezug auf das gemeinsame Führen von Schul -und Dorfchroniken. Der Lehrer mußte, wie schon erwähnt, beide Chroniken in einem Buch führen. Der Schulrat war der Ansicht, dass durch diese Art des Führens bei der evtl. späteren Einsicht in diese Chronik, zuviel schulinterne Angelegenheiten zutage kämen, deshalb solle man die Chroniken einzeln führen.Daraufhin sollten ab 1931 die Bücher getrennt werden.

 Zum Führen der Hahner Dorfchronik erklärte sich am 20.12.1930 Adolf Herber (Großvater von Egon Herber) bereit. Die Schulchronik schrieb der Lehrer weiter. Jede Gemeinde mußte dem Bürgermeister in Büchenbeuren jährlich die Fortschreibung der Ortschronik melden. Da den neuen Chronisten jegliche Erfahrung im Schreiben einer Chronik fehlte, gab am 12.10.1932 der Bürgermeister von Büchenbeuren einen Leitfaden zum Führen einer solchen bekannt.132 Punkte mußten demnach behandelt werden.Anhand der Aktenlage wurde bis 1934 keine gesonderte Dorfchronik begonnen, da von Adolf Herber in keinem Schreiben mehr die Rede war.

 Am 05.03.1934 erklärte sich Lehrer Steinborn zum Führen der Dorfchronik bereit. In einem Schreiben vom 15.02.1935 an den Bürgermeister in Büchenbeuren, schreibt er aber:

 "...ich hatte seiner Zeit die Neuanfertigung einer Hahner Ortschronik zugesagt, unter der Voraussetzung, daß mir die hier Orts vorhandenen Chroniken zur Verfügung gestellt würden, damit ich mir daraus die notwendigen Anhaltspunkte aus der Vergangenheit holen könnte. Nach Rücksprache dieser halb mit dem Herrn Pfarrer in Altlay entgegnete mir dieser, in der Kirchenchronik sei von Hahn nichts vermerkt. Die Chronik der kath. Schule ist noch jüngeren Datums und hat kaum nennenswertes aus der Vergangenheit. . Es war also nicht möglich auf irgendwelche Unterlagen aufzubauen. Den Herrn Vorsteher Jost hatte ich auch auf diese Schwierigkeiten hingewiesen. Zudem war ich durch Ehrenämter und Nebenbeschäftigung so in Anspruch genommen, dass mir kaum Zeit für die Arbeiten an der Chronik verblieben wären..." 

 Aus diesem Schreiben geht ganz klar hervor, dass es zu dieser Zeit keine alte, oder sonstige bestehende Chronik gab.

 Da in vielen Gemeinden die gleichen Verhältnisse wie in Hahn herrschten, gab es " vom Herrn Minister am 31.10.1936 einen Erlass der anordnete, dass in jeder Gemeinde eine Dorfchronik zu führen ist."Erst am 31. Januar 1939 erklärte sich in einer Versammlung der Bürgermeisterei Büchenbeuren der Landwirt Theodor Kuhn aus Hahn bereit die Chronik der Gemeinde Hahn zu schreiben.Darauf hin wurde erst ein Chronikbuch beschafft. In der Zeit von 1931 bis 1939 waren Orts- u. Schulchronik wieder gemeinsam geführt.

 Somit dürfte feststehen, dass die "alte Hahner Chronik" erst um 1939, mit Angaben über die Früh - und Vorgeschichte, begonnen wurde.

 Das Führen der Dorfchroniken war in vielen Gemeinden eine "nicht so wichtige Angelegenheit". Es bedurfte vieler Mahnungen und Erinnerungen an die Ortsvorsteher, bis alle Gemeinden der Bürgermeisterei Büchenbeuren eine Chronik vorlegen konnten. Dies zeigte sich in einer Bürgermeisterbesprechung am 01.04.1940 in Büchenbeuren, an der nur 5 Chronisten teilnahmen, darunter auch Theodor Kuhn. Er zeigte großes Interesse und war bei vielen Besprechungen zur Chronik anwesend. In jener Zeit mußten die Gemeinden wieder, durch ministeriellen Beschluß, jährlich die Fortschreibung der Ortschroniken melden.So meldete Ortsvorsteher Herber am 18.02. 1941 nach Büchenbeuren:

 "Die Chronik Hahn wird von Kuhn Theodor geführt."

 Das Ende des 2. Weltkrieges nahte. Am 17.03.1945 wurde Hahn von den Amerikanern besetzt. Alle Bewohner wurden an den beiden letzten Häusern in Richtung Briedel zusammengetrieben. Damit die Amerikanern die Bevölkerung im Auge behalten konnten, wurde sie im Hause des Wilhelm Mohr, heute Walter Weirich und bei Otto Jost, heute Gerd Brust einquartiert. Hier wurde gemeinschaftlich gekocht und geschlafen. Morgens von 7 bis 8 Uhr , und abends von 18 bis 19 Uhr durfte die Bevölkerung nach Hause um das Vieh zu füttern und um das Notwendigste für den Lebensunterhalt zu besorgen. Am 20.03.1945 war der Spuk vorbei und alle durften wieder in ihre Wohnungen zurück. In diesen 3 Tagen wurde viel gestohlen, vertauscht und verschleppt. Auch im Hause Kuhn, in dem sich die Chronik befand. Nach Angabe von Edith Manhillen geb. Kuhn, war der Schrank in dem die Ortschronik aufbewahrt wurde, aufgebrochen und die Selbige, mit vielen anderen Sachen verschwunden. Es wurde angenommen, dass die Amerikaner die Chronik mitgenommen hätten.Jedenfalls ist dieses Buch seit jener Zeit verschwunden.

 So wie in Hahn ging es in vielen anderen Gemeinden auch. Am 01.01.1947 ging ein Schreiben des Ortsvorsteher Hansen aus Hahn, über den Verbleib der Chronik, an den Bürgermeister in Büchenbeuren mit folgendem Wortlaut:

 "Beim Einmarsch der amerikanischen Truppen in Hahn, gingen sämtliche Unterlagen verloren. Ich habe kein Buch mehr zur Verfügung. Auch fehlt mir die Person. Die Schulchronik mit Anhang wird laufend geführt."

 Die Gemeindevorsteher wurden in einem Schreiben angewiesen, "...eine neue Chronik anzulegen und auf dem Laufenden zu halten. In den meisten Gemeinden müßte es durch die in der Schule geführten Chroniken möglich sein, die wichtigsten Geschehnisse aus früherer Zeit in die neue Chronik einzuarbeiten".

 Bis 1950 wurde nur die Schulchronik mit Anhang zur Ortschronik geführt. Man stellte aber, wie schon 1930 fest, dass eine getrennte Führung besser wäre. Es wurde veranlasst ein neues Buch zu kaufen und darin eine neue eigenständige Dorfchronik anzulegen. So schreibt Ortsvorsteher Herber am 26.02.1950 an den Amtsbürgermeister in Büchenbeuren:

 " Mit der Führung der Ortschronik ist bereits begonnen worden. Die Beischreibungen werden laufend nachgetragen".

 1953 wurde Hermann Keim zum Ortsvorsteher gewählt. Von diesem Zeitpunkt an schrieb er die uns heute vorliegende Chronik bis 1968 weiter. Er trug auch die Jahre von 1945 bis 1952 nach.

 Von 1969 bis 1989 schrieb Ortsvorsteher Gustav Wendel die Chronik fort.

 1997 wurde Dieter Ochs-Wedertz vom Gemeinderat zum Chronisten ernannt.

 Die Jahre von 1991 bis 1997 wurden nachgetragen und danach diese Chronik bis 2006 weitergeführt.

 Im fortschreitenden Digitalen Wandel entschied Dieter Ochs-Wedertz die weitere Fortführung der Chronik per Computer zu schreiben. Die vielen Fotos, Zeitungsausschnitte und auch seine schlechte Handschrift waren der Anlass.

 Die o.a. Chronik wurde 2006 beendet. Eine Digitale Chronik wird jedes Jahr gespeichert, ausgedruckt, laminiert und in einem neuen Ordner abgeheftet.Somit gibt es in der Gemeinde Hahn eine Dorfchronik die seit 1945 geschrieben ist, was mittlerweile in fast keiner Gemeinde mehr zu finden ist.

 Sowie eine Schulchronik, die dem Verfasser in Kopie und von Helmut Ochs in unsere Schrift übertragen, vorliegt. Sie gibt uns Informationen über die Geschichte des Dorfes ab ca. 1800. Abgeschlossen wurde sie am 15.07.1970, als die Volksschule Hahn aufgelöst wurde. Das Original befindet sich in der Regionalen-Schule Sohren -Büchenbeuren. In Anlehnung an die o. a.  Akten bleibt festzuhalten, dass die 1945 verschwunden Ortschronik erst um 1939 begonnen wurde und dadurch die Schulchronik der einzige von Hahner Bürgern geschriebene Nachweis unserer Vergangenheit seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist.      

 


Text

 Dieter Ochs-Wedertz     2021

 

Email: dow.hahn@t-online.de


Die abfotografierte Schulchronik