Mühlen in und um Hahn

In Hahner Gemarkung gibt es am sogenannten Willwersbach heute noch sichtbare Zeugnisse von zwei alten Mahlmühlen. Im Volksmund werden sie die obere und die untere Mühle genannt. Wobei die Obere die alte und die untere die neuere Mühle ist. Dies lässt sich aus der Aktenlage ersehen, da beim Bauantrag der unteren Mühle 1768 darauf verwiesen wird, diese unterhalb der alten Mühle anzulegen.

Die alte Mühle

Über das Baudatum der alten Mühle gibt es keine schriftlichen Unterlagen. Wie oben erwähnt war sie 1768 schon in Betrieb, unter der Bezeichnung „alte Mühle“. Aus dem Schaufelrad dieser Mühle, von dem noch Reste vorhanden sind, hat Dieter Ochs Wedertz (DOW) Holzstücke entnommen und dendrochonologisch untersuchen lassen (Altersbestimmung). Dabei konnte ein Verbaudatum des Holzes um 1780 ermittelt werden. Auf dem Bild von um 1920 stehen Theodor Kuhn und sein Sohn Hugo auf einem alten Mahlstein, der in jüngster Zeit gesichert und nun bei DOW zu Hause aufbewahrt wird. Auf dem Stein ist die Jahreszahl 1780 eingemeißelt. Daraus kann abgeleitet werden, das die alte Mühle um 1780 eine Grundrenovierung erfahren hat, bei der alle Verschleißteile erneuert wurden. Rechnet man zurück könnte die Mühle vor 1700 erbaut worden sein.

1885 bauten die Besitzer der Mühle durch den Flur Geisberg einen neuen Weg zur Mühle, den sie auch selbst unterhalten mussten.

 Bei einer Auflistung der Gebäude und Steuern in Hahn von 1884 (LHAK Best. 655,200 Nr. 1555) wird als Eigentümer der Oberen Mühle Schuch Adam und Genossen (Haus „verischt Boasch“ heute Naddi) angegeben und für die Untere Mühle Wendel Adam und Genossen.

Auch 1905 war die Mühle noch in Betrieb. Im Gemeindebuch von Hahn steht am 29.Dez 1905 zu lesen; „... wird der obersten Mühlen-Companie eine Entschädigung von 22 Mark gewährt, weil die Holzhauer einen Buchenstamm auf das Mühlendach fallen ließen.“


Die Neue Mühle

Bis es zum Bau der neuen Mühle kam, mussten viele „bürokratische Hindernisse“ überwunden werden. Im Januar 1768 stellten Michael Morsch, Pillipps Theis und Consorten an den Markgrafen von Baden den Antrag eine Mahlmühle mit 12 Stämmen anlegen zu dürfen. Als Gründe gaben sie an, zum einen die Überlastung der vorhandenen Müller, die weite Fahrt zu diesen, im Sommer ist kein Wasser in den Bächen und im Winter sind die Mühlenräder zugefroren. dann muß der Bauersmann die Frucht außer Landes an die Mosel fahren, was doch sehr beschwerlich und zeitaufwendig sei. Um diesen ganzen Erschwernissen aus dem Wege zu gehen, stelle man den Antrag diesen Mühlenbau unter der alten Mühle im Grund, ohne jemand dadurch zu schaden, durchführen zu dürfen. Dieser Antrag an die Landesherren wurde, da Hahn in der Pflege Sohren lag, über das damalige Oberamt Kirchberg eingereicht. Hier stellte man fest, dass die Landesherrschaft verboten hatte neue Bauernmühlen zu bauen, das es zwischen den Bannmüllern und den freien Bauernmüllern in der Vergangenheit oft zu Streitigkeiten kam. Das Oberamt Kirchberg teilte dem Markgrafen von Baden mit, das es in der Pflege Sohren nur zwei Bannmühlen gab. Eine stand in Sohren, die Andere in Niederweiler und beide hätten so viel zutun, dass sie die Bauern in nächster Nähe nicht ausreichend versorgen könnten. Da aber „der Ort Haan am äußersten Graben in der Pfleg Sohren gelegen ist “ und der Bauersmann außer Landes mahlen muß, wäre der Bau der Mühle für die Antragsteller von Nutzen und den Bannmüllern würde keinesfalls ein Schaden entstehen. auch könnte eine Pacht von 1 Malter für den Landesherren gefordert werden.

Es wurde angeordnet, diese Verfahrensweise den Bannmüllern zu eröffnen und das diese binnen eines Monats ihre Meinung zu äußern hätten und danach das Oberamt Kirchberg als Richter erster Instanz darüber zu urteilen hat. Die Bannmüller erhoben keinen Einwand und so erfolgte mit Schreiben vom 25. Juli 1768 der Landesregierung die Genehmigung für den Bau. Wenn es nur zwei Bannmühlen in der Sohrener Pflege gab, dürfte die Alte Mühle auch eine Bauernmühle gewesen sein, die in eigner Regie geführt wurde.

 

Ende der Wassermühlen

Kurz vor 1930 wurden wohl beide Mühlen geschlossen worden. Im Gemeindebeschlussbuch ist am 08.01.1930 zu lesen: „Die Gemeinde kauft das Land der Mühlengenossenschaften der oberen Mühle (Fläche 7,94 ar für 12 Mark je ar, Flur 1 Nr 107) und der unteren Mühle (Fläche 38,51 ar für 12 Mark je ar , Flur 2 Nr 109) zum Zwecke der Aufforstung .“

 

Die Gesellschaftsmühle

Nach der Flurbereinigung von 1928 konnte mit dem Bau der neuen Mühle gegenüber dem Anwesen Lukka, welches sich oberhalb des Ortes in der Nähe des Wassersammelbehälters befand, auf einem gemeindeeigenen Grundstück begonnen werden .Es war eine Gesellschaftsmühle.

Das Gebäude hatte eine Größe von ca. 9 mal 8 Meter. In einem großen Innerraum befand sich ein Mahlgang, Schrotgang und ein Kuppgang (Schälen der Getreidekörner fürs Mahlen).  Im Nebenraum stand auf einem Sockel ein Benzolmotor der mit einem breiten Lederriemen die Mühle antrieb. Wartung und betanken des Motors übernahm Fritz Palm. Großvater von Alfred Palm.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurden die Benzollieferungen eingestellt, somit konnte die Mühle nicht mehr betrieben werden. Als dies der Betriebsleiter der Schiefergrube Gute Hoffnung Herr Adolf Fritz mitbekam, bot er der Gemeinde einen 40PS Elektromotor an. Nach dem Einbau konnte die Mühle den Krieg hindurch bis 1952 betrieben werden.

Als 1951 der Flugplatz kam mussten auch die Gebäude um den Bereich der Mühle verschwinden. Die Fam Overtscharenko (Lucka) kaufte ein Anwesen in Limbach bei Kirn und im Dorf begann der Neubau einer Mühle. Erich Herber erwarb den Holzaufbau der Mühle und setzte ihn auf ein Mauerwerk das er auf seinem Grundstück am Theiseweg errichtet hatte. Das Gebäude nennt man heute noch „den Mühlenschuppen“.

 

Die Gemeindemühle

Wegen der Dringlichkeit stellte die Gemeinde schon am 20.07.1951 in einem Beschluß den gemeindeeigenen Platz am Gässchen für den Mühlenbau zur Verfügung. Am 10.05.1952 begannen die Abrissarbeiten im Frondienst am Gemeindehaus Nr 31. Hier waren auf Gemeindekosten ein Herr Jahneke und Pitte Katche, Tochter von Klaus Pieth aus Raversbeuren untergebracht. Sie zogen nach Schwarzen um.

Die Bauarbeiten gingen zügig voran. Richtfest konnte dann am 06.11.1952 gefeiert werden. Hierzu war aus jedem Haus eine Person eingeladen. Das Gebäude hatte auch eine Mietwohnung, die schnellstmöglich fertiggestellt werden musste, damit das Wohnungsamt eine Flüchtlingsfamilie unterbringen konnte. Es war die Familie Piklor.

Die Kosten für den Neubau betrugen ca. 63000 DM

Das Schmieren und die Instandhaltung der Mühle gegen Vergütung übernahm 1963 Edmund Wermann (Großvater von Gerhard Wermann und ab 1970 auch die Arbeiten an der Putzmaschine.

Nach dem Franz Piklor 1984 verstarb zog seine Familie aus der Wohnung aus. 1985 erfolgte eine Renovierung der Mietwohnung, bei der unter anderem Heizung, Fußboden und Fenster erneuert wurden. Ab dem 01.11.1985 war die Wohnung an Fam. Hermann Jacobs vermietet. Ulrike Müller wohnte von 1992 bis 1995 in der Mühle.  Da sich danach kein Mieter mehr fand und auch Renovierungen anstanden, beschloss der Gemeinderat am 13.08.1996 die Mühle zum Verkauf anzubieten.

Im März 1997 kaufte Wolfgang Kirsch aus Belgweiler die Mühle mit Wohnung und Freiflächen (Hahn Flur 7 Parz. 45).

Schrotmühle und der Mahlgang sind in dem Gebäude noch erhalten. Die Reinigungsanlage kaufte D. Ochs-Wedertz.

 

Somit endete nach vielen Jahrhunderten die Mühlengeschichte im Dorf.

Adresse & Kontakt

Weitere Infos zur Geschichte bei

Dieter Ochs-Wedertz
Am Moselweg 16
56850 Hahn

Email: post@dorf-hahn.de

Telefon: 06543 / 980452

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