Gemeindehaus  "Der Backes"

Die Geschichte

1773 war in Hahn noch kein Backhaus vorhanden und jeder backte in seinem eigenen Ofen“.1 In alten Dorfkarten von 1830 war auch noch kein Gebäude auf dem gemeindeeigenen Gelände aufgezeichnet. Um1860, also in der Zeit als die alte Schule gebaut wurde, könnte das erste Backhaus in unserer Gemeinde gebaut worden sein. So berichtet jedenfalls um 1900 der Schreiber der Schulchronik.

 

Am 04.04.1919 informierte die Gemeinde Hahn den Bürgermeister von Büchenbeuren über die Absicht, in diesem Jahr ein Backhaus mit Gemeindesaal bauen zu wollen. Bevor aber mit dem Bau begonnen werden konnte, mußte noch eine Grenzregulierung statt finden. Diese wurde am 15.04.1919 beim Katasteramt in Traben-Trarbach beantragt. Am 06.06.1919 lag der Bauplan dem Kreisbaumeister vor, wonach das Gebäude nach allen Seiten auf der Grenze stand. Am 03.02.1920 faßte die Gemeinde den Beschluss, den Bau ab Mitte Juli diesen Jahres zu beginnen.


Für das Objekt lagen schon im August 1919 zwei Baupläne vor, die am 5. Juni 1920 und am 24. Juli 1920 noch einmal kleine Änderungen erhielten. Die öffentliche Ausschreibung schloss im Aug. 1920. Es erhielten den Zuschlag : Fa. Petry (Maurer), Fa Schuch (Zimmerer), FA Boemer (Klemptner), Fa Kleinmann (Dachdecker), Fa. Raab (Backofen), Fa. Maas aus Hahn (Schreiner) Fa. Geib (Baumaterialien) und Fa. Hoffmann (Anstreicher). Das für den Bau benötigte Holz sollte durch einen Sonderhieb bereitgestellt werden. Der Baubeginn verzögerte sich, was wohl an dem Kreisbaumeister in Traben- Trarbach lag. Die Gemeinde hatte den Baubeginn auf den halben Juli beschlossen.

 

Bis dahin hatte sich aber noch nichts getan. Deshalb erging am 14. Juli 1920 ein Schreiben durch den Bürgermeister in Büchenbeuren an den Kreisbaumeister:

 

"Der Vorsteher von Hahn telefonierte soeben: Wird der Bau nicht noch im Laufe dieser Woche in Angriff genommen, so kann er in diesem Jahr nicht mehr ausgeführt werden. Die Gemeinde, in der große Misstimmung über die Verzögerung des Baues herrscht, erwartet auf das Bestimmteste, das der Bautermin den sie gesetzt hat, eingehalten wird."

 

Die Schulchronik berichtet, das an Stelle des alten Backhauses ein Neues errichtet wurde.

 

Zeitzeugen berichten, das der Vorgängerbau ein kleiner, einstöckiger Bau mit Spitzdach war und in der Mitte des Raumes der Backofen stand. Während der Umbaumaßnahmen wurde das Brot an Schneirekorte (heute Herber) gebacken.

 

Daraus folgert, das bis zum o.a. Baubeginn der alte Backes abgerissen war und dringend ein Neuer gebaut werden mußte. Deshalb stand die Gemeinde in erheblichem Zeitdruck.

 

Am 05.09.1920 begannen schließlich die Arbeiten am neuen Gemeindehaus. Ins Erdgeschoss kam das Backhaus (Backes). Statt bisher einem Backofen wurden nun 2 von der Fa. Heinrich Raab aus Bell in der Eifel eingebaut. Sie hatten eine Holzbefeuerung und in jedem Ofen konnten ca. 10 -12 2 Kg-Brote gebacken werden. Über die außen angebaute Treppe gelangte man in den Gemeindesaal im 1. Stock. Auf das Dach kam ein kleiner Turm mit Glocke. Anfang August 1921 waren die Arbeiten soweit abgeschlossen. Die Unzufriedenheit mit dem Kreisbaumeister hielt aber immer noch an. Deshalb erging am 25. Aug. 1921 folgender Beschluss der Gemeindevertretung Hahn: ““Bau eines Backhauses - Die Gemeindevertretung erhebt Beschwerde gegen die Art der Bauleitung durch den Herrn Kreisbaumeister. Die ungenügende Beaufsichtigung des Baues und der Handwerker hat zur Folge gehabt, das die Dielung des Backhaussaales schlecht ausgeführt ist, der Verputz des Backhaussaales ist schlechter als derjenige, der sich in Ställen vorzufinden pflegt. Es ist unverständlich, wie derartige Arbeiten abgenommen und als gute Arbeit bezeichnet werden können. Die Gemeinde fordert, das die Arbeiten ordnungsgemäß ausgeführt werden und sie muß es der Bauleitung überlassen, Wege der Geldmittel dazu zu finden.““ Darauf wurde am 19.09.1921 ein Lokaltermin vereinbart und veranlaßt, die notwendigen Arbeiten durchzuführen. Die Kosten mußte der Kreisbaumeister tragen. Die Ausführung der Arbeiten erfolgte bis 30.11.1921. Am 01.02.1922 waren alle Rechnungen für den Bau eingegangen und die gesamte Bausumme auf 72.713,55 Mark festgesetzt. 1928 mußten die Backöfen schon neu hergerichtet werden. Die Fa. Edmund Frey aus Bell bei Niedermendig erhielt dafür 800 RM. Am 11.03.1931 übertrug die Gemeinde das wöchentliche Reinigen in und um das Gemeindebackhaus, sowie das Läuten der „ Backesglocke „ an Wilhelm Weirich (Großvater von Kurt Weirich), gegen eine Vergütung von 2,5 Raummeter Buchenknüppelholz. Am 01.04.1962 übernahm das Läuten der Glocke Auguste Weirich (Mutter von Kurt) für 120,- DM. Sie läutete die Glocke jeden Mittag um 12:00 Uhr, bis kurz vor ihrem Tod 1968.

 

Im Mai 1952 erwarb die Ortsgemeinde einen modernen Elektrobackofen, der im Backes, vor den alten eingemauerten Öfen aufgestellt wurde. Das Backen von 7-8 2 Kg-Brote war möglich.

 

1956 sollte das Gemeindehaus erweitert werden. Da aber das Gebäude überall auf der Grenze stand, kaufte die Gemeinde von der Fam. Bonn (heute Hans Mohr) eine kleine Landfläche und stellte darauf einen Anbau. Im ersten Stock wurde der Saal vergrößert und ins Erdgeschoss kamen Treppenaufgang, Toilette und ein Raum für die gemeindeeigene Gefrieranlage. Nach dem die Baumaßnahmen beendet und die Gefrieranlage eingebaut war, verpachtete die Gemeinde die Anlage im März 1957 an die „Genossenschaft Gefrieranlage Hahn“, dessen Vorsitzender Helmut Schuch war. Dieser Genossenschaft gehörten alle Familien der Gemeinde an. Jeder hatte ein eigenes Gefrierfach in dem Lebensmittel eingefroren und dadurch länger aufbewahrt werden konnten. Was zu damaliger Zeit ein großer Fortschritt war. Alle anfallenden Kosten brachten die Mitglieder auf. Als die Reparaturbedürftigkeit im Laufe der Jahre zunahm, die Kosten immer mehr stiegen und die Industrie kleinere kompakte Anlagen fürs Haus anbot, wurde die Genossenschaft 1972 aufgelöst. Es folgte der Abriss der Gefrieranlage, bis auf den heutigen Kühlraum. In den frei werdenden Raum kam zuerst der alte und dann der heutige Backofen von 1986. Bis 1981 heizten den Saal noch Ölöfen.1982 erfolgte die Umstellung auf mit Gas betriebene Heizkörper. Diese ersetzt seit 2002 eine moderne Gas-Wasserheizanlage. Da das Gemeindehaus den Ansprüchen der Zeit nicht mehr entsprach, die Küche zu klein und unhandlich war, beschloss die Gemeindeverwaltung 1987 einen An - und Umbau. Um die Baumaßnahme durchführen zu können, musste die Gemeinde eine kleine angrenzende Gartenfläche von K-H Schell erwerben. Der Baubeginn war am 20.07.1988. Im 1.Stock wurde der Saal wieder vergrößert, zu dem jetzt ein breiter Treppenaufgang führt. Ins Erdgeschoss kam das Bürgermeisterbüro. Daneben steht ein Buswarteraum für die Schulkinder zur Verfügung. Die heutigen Toilettenanlagen befinden sich im ehemaligen Backesraum. (Die alten Backöfen von 1920 sind hinter der Herrentoilette eingemauert.) Durch die räumliche Umstrukturierung konnte die Küche vergrößert und mit modernster Großküchenausstattung versehen werden. Die Baumaßnahme endete1989 mit dem heutigen äußeren Erscheinungsbild unseres kleinen, aber sehr schönen und gemütlichen Gemeindehauses. Im Rahmen der Umbauarbeiten wurde die Backesglocke mit einer automatischen Läuteeinrichtung versehen, um eine alte Gewohnheit wieder aufleben zu lassen. Nachdem die Glocke fast 20 Jahre still stand, läutet sie seit dem 16.12.1988 wieder jeden Mittag um 12:00 Uhr.

 

2017 erfolgte ein Umbau zu einem Behindertengerechten Gemeindehaus mit neuem Eingang an der Südseite und einem kleinen Vorbau.

 

1)Güterverzeichnis der Gemeinde 1773 LHAKo 655.200 Nr. 326b

Quellen: Schulchronik Hahn, Ortschronik Hahn, spezial Akten - Bürgermeisterei Sohren - Betreffend Backhausneubau Hahn (LHAKo 655,200 Nr. 693)

 

Fotos und Text:  Dieter Ochs-Wedertz

Adresse & Kontakt

Ortsgemeinde Hahn
c/o Guido Schmittinger 

Ortsbürgermeister

56850 Hahn

 

Email: info@dorf-hahn.de

Telefon: 06543 / 3326

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